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die Mutter hat mir die Halskrause eingepackt. - Ich habe sie - heimlich - mit - genommen. Aber ich wollte sie nicht stehlen - bloß borgen.“

            Der Haderlump war erschrocken in die Höhe gefahren. Er saß auf dem Strohlager aufrecht.

            „Wehe!“ Sprach er dumpf, „mein Wort, es trifft gar schrecklich ein an dir, armes Kind! Du hast dich dem Teufel mit einem Haare ergeben, und nun hat er auf ewig dich! Wehe! Wehe!“

            „Vergebt mir, Vater, nur dies eine Mal noch!“ Flehte Sibylle. „Nimmer will ich wieder so etwas tun.“

            „Der Teufel ist ein Lügner vom Anfang an gewesen,“ versetzte Fingerling feierlich. „Hast du nicht damals schon versprochen, nicht wieder zu stehlen?“

            „Ich habe ja nicht gestohlen!“ Weinte Sibylle.

            „ Heimlich eine Sache wegnehmen, ohne des Eigentümers Einwilligung, ist ein Diebstahl,“ antwortete Fingerling, „und dies fühlt und erkennt auch dein Gewissen; denn sonst würde es dich nicht beunruhigen. Sieh', wie dein Bruder sanft schläft! Ihn drückt des Lasters schwere Bürde nicht wie dich. Wohl ihm! Wehe dir!“

            „Vergebt mir, Vater! Ach vergebt mir!“ Jammerte Sibylle.

            „Was nützt dir meine Vergebung,“ entgegnen Fingerling, „wenn dir die unseres Herrgottes abgebt? An ihn wende dich mit deinem Flehen.“

            Da schwieg endlich Sibylle, doch weinte sie noch lange still fort. Durch Fingerlinge Seele aber zog

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