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so reich und mächtig wäre. Gib mir die Hand, Sibylle! Wie? Eiskalt ist diese?“

            Und genauer blickte Fingerling das Mädchen an. Es glich einer Leiche. Seine Augen stierten glanzlos; seine Lippen waren bläulich; sein ganzer Körper bebte.

            „Was ist dir, Kind?“ Fragte Fingerling betroffen. „Muth! Muth! Meine Tochter! Wenn durch die Widerwärtigkeit, die uns jetzt unverschuldet trifft, ein begangenes Verbrechen an den Tag kommt, so wollen wir jene preisen und dem gerechten Herrgott dafür noch danken. Ein gutes Gewissen ist das beste Ruhekissen.“

            Ja, wenn Sibylle nur ein solches hätte haben können!

            Als der Abend hereindunkelte, hob der Haderlump an: „Jetzt könnten wir schon bis Grillenburg sein, wenn wir Mittags abgefahren wären. Es wäre freilich hübscher im freien, grünen Walde und morgen daheim in unserm lieben Schellenberg.“

            Diese Worte des Haderlump brachten bei Sibylle ein lautes, schmerzliches Schluchzen hervor. Auch mochte sie, als später ein Gefangenwärter ein Brod und einen Krug Wasser hereinbrachte, keinen Bissen genießen. Fingerling hatte eben auch keinen sonderlichen Hunger; dennoch sprach er der einfachen Speise mäßig zu. So auch Gottlob, dem es an Appetit nimmer mangelte.

            Denselben Abend aber, wo Fingerling in seinem Gefängnisse seufzte und der zerfleischte Petz mit glühend heißer Zunge seine zahllosen Wunden leckte, da strahlten die Zimmer des königlichen Schlosses von dem Schimmer mehrerer tausend Wachskerzen wieder. Eine rauschende

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