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            „Hast du Lust, Fingerling,“ hob jener an, „den König speisen oder wenigstens die königliche Tafel und was darauf kommt, zu sehen? Der Lakai Goldberg hat mir versprochen, uns ein Winkelchen anzuweisen, von wo aus wir unbemerkt den Spaß mit ansehen können. Da wirst du erst dein blaues Wunder zu sehen bekommen.“

            „Schönen Dank!“ versetzte Fingerling, „für heute habe ich genug blaues Wunder im Theater gehabt. Aber, isst denn unser Herr König so spät erst? Kann er dann noch schlafen mit vollem Magen? Es muss ja fast zehn Uhr sein?“

            „Vor elf Uhr wird bei Hofe selten zu Abend gegessen,“ erwiderte der Hofmann. „Dann wird noch Karte gespielt oder sonst die Zeit bis früh um drei, vier Uhr verbrach, worauf sich die allerhöchsten Herrschaften in ihre Schlafgemächer zurückziehen, wo sie bis um zehn Uhr etwa verweilen.“

            „Das ist ja verkehrte Welt,“ rief Fingerling, „und die Nacht zum Tage umgewandelt.“

            „Nicht anders!“ Nickte der Hofmann. „Die Nacht ist aber für manche vornehme Leute nicht erfreulich, daher sie dieselbe eben in den Tag zu verwandeln suchen. Für den Schlaf aber, selbst bei übervollem Magen, sorgt schon der feurige Wein. Aber, Landsmann, da erinnere ich mich, dass ich dich wegen eines Glases Wein herbestellt habe. Lass uns diese Flasche fröhlich und auf unseres Städtleins Wohl und Ehre ausstechen. Da, trink, Brüderchen! trinkt

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