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Hoch schlugen die Wellen empor und gegen einander. Der Regen rauschte hernieder, die Winde heulten, und mitten in diesem Unwetter zeigte sich ein mit Menschen beladenes Schiff, das alle Augenblicke unterzugehen drohte. Blitze zuckten in der Ferne, und dumpf begann der Donner zu rollen. Häufiger und näher kamen Blitz und Donner. Sibylle erbebte, denn sie fürchtete nichts mehr als ein Gewitter. Gern hätte sie Ohr und Auge verschlossen, wenn sie dies nur über sich vermocht hätte. Angstvoll blickte sie hinab in die Tiefe, dort ihren Pflegevater zu erspähen und an seinem Anblicke Muth sich zu erholen. Da kam ein Frauenzimmer auf einen Felsen gestiegen, welcher hoch und steil in das erregte Meer hinaustrat. Als es das mehr und mehr sich entfernende Schifflein gewahrte, rang es verzweiflungsvoll die Hände. Dann winkte das arme Wesen mit ihrem weißen Tuche, das sie sich vom Halse riss. Gewiss hat man vergessen, die Frau mit in das Schiff zu nehmen. Als ihr Winken und Schreien nichts half, hob sie an zu singen, wobei die Musik zu spielen begann. Auf einmal gab es einen Blitz und einen Schlag, als wenn das ganze Haus zusammenstürzen wollte. Gerade über Sibyllens Haupte tobte schmetternd der Donner dahin, sodass sie dessen Rollen, wie dasjenige eines schweren Wagens, ganz deutlich vernahm. Sibylle fiel auf ihre Knie nieder.

            „Das hat eingeschlagen!“ Jammerte sie außer sich und barg ihr erblasstes Antlitz in die Schürze.

            „Nimm dich in Acht, Mädel,“ sprach eine raue

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